Zunächst bitte dem bewegten Zile mit dem Blick folgen. Dabei fällt auf, dass die beiden schrägen gepunkteten Linien sich scheinbar bewegen (schwach).
Checkbox dotted
deaktivieren: Die Scheinbewegung der schrägen Linien verschwindet nahezu. Es gibt noch mehr zum Spielen: Bei Änderung der Hintergrundhelligkeit (unterer Schieberegler) zeigt sich, dass die Täuschung am stärksten ist, wenn die Helligkeit zwischen den schwarzen und weißen Teilen der Linien liegt. Usw.
Ito, Anstis & Cavanagh veröffentlichten diesen Effekt 2009. Sie erklären in ihrer Arbeit (siehe unten): „Der Grund dafür ist, dass die Schwarz/Weiß-Kontrastsignale zwischen benachbarten Punkten entlang der Länge der Linie stärker sind als Schwarz/Grau oder Weiß/ graue Kontrastsignale über die Linie, und die Bewegung wird als Vektorsumme lokaler kontrastgewichteter Bewegungssignale berechnet.“ Ich hätte es nicht besser sagen können :).
Etwas vereinfacht: Wenn der Blick dem Ziel folgt, verschieben sich die Bilder auf der Netzhaut. Diese Bewegung wird von den vielen lokalen Bewegungsdetektoren im visuellen Kortex wahrgenommen. Sie alle sehen nur ein kleines Loch (Apertur) des gesamten Bildes, wie in der nebenstehenden Abbildung für einen Bewegungsmelder schematisch dargestellt. Wenn man nur die Informationen dieser kleinen Apertur berücksichtigt, ist das Bewegungssignal durch die Schwarz-Weiß-Grenze stärker als die horizontale Verschiebung, so dass die lokalen Bewegungsdetektoren eine schräge Bewegung dekodieren, die im Widerspruch zum globalen Bild steht, daher die Täuschung.
Nun, ich bin mir nicht sicher, ob das klarer war…
Ito H, Anstis S, Cavanagh P (2009) Illusory movement of dotted lines. Perception 38:1405–1409